Martin Luther und das Bier
Besser in der Bierstube sitzen und an die Kirche denken…

- Ein Prost auf einen launigen Abend! Mit dabei: Dr. Hans-Georg Eils (links) und Claudia Roth, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages (Mitte)
- Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, wird begrüßt
- Kennt sich mit Bier aus: Johannes Singhammer, MdB aus Bayern
- Katharina von Bora und die Hallertauer Bierkönigin
- Der amtierende „Botschafter des Bieres“, Dr. Hans-Georg Eils, begrüßt die Gäste in der Landesvertretung
- Claudia Roth, MdB und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, im Publikum
- Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt macht sich seine Gedanken
- Dr. Hans-Georg Eils: Ein Hoch auf das edle Einbecker…
- Luther und das Bier- was sagt seine Frau, Katharina von Bora, dazu
- Gute Stimmung im Publikum
- Niedersachsens Bevollmächtigter Michael Rüter begrüßt die Gäste in der Landesvertretung
- Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, mit einer launigen Rede
- Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken…
- Martin Luther und das Bier- ein launiger und gelungener Abend in der Landesvertretung
- Gutes Einbecker- gute Stimmung
Allerbestes Bier gab es zu trinken, auf dem Parlamentarischen Abend des Deutschen Brauer-Bundes in der Niedersächsischen Landesvertretung. Das Einbecker Brauhaus hatte sein „Ainpöckisch Bier 1378“ mitgebracht, ein blondes naturtrübes Bockbier, demjenigen nachempfunden, das die Einbecker zu Luthers Zeiten äußerst erfolgreich in alle Welt verkauft hatten. Zusätzlichen Schwung bekam der Abend durch Reden mit sehr erfreulichem Stammwürzegehalt: Bischof Dr. Markus Dröge z.B. strafte seinen Namen Lügen und outete sich zudem noch als langjähriger Fan der Einbecker.
Und auch diese Frage ist nun geklärt: Martin Luthers liebstes Bier kam aus Einbeck in Niedersachsen. So jedenfalls Dr. Hans- Georg Eils, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes. Weder beim Reichstag zu Worms, noch bei Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora durfte Einbecker Bier fehlen, darin sind sich die Überlieferungen einig. Nicht einig ist man sich bezüglich der Mengenangabe: die einen behaupten, Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg hätte Luther bei seiner Verteidigungsrede in Worms eine Kanne Einbecker Bier gereicht. Die anderen reden gleich von einem ganzen Fass, das der Herzog nach Worms geschickt habe, damit Luther besser arbeiten könne. Das eine schließt das andere nicht aus. Und schließen kann man daraus zwei Dinge: zum einen, dass Nord- und Mitteldeutschland zu damaliger Zeit die führenden Regionen im Biergeschäft waren. Hamburg, Bremen und eben Einbeck lieferten die Luxusbiere der damaligen Zeit. Bayern kam erst später.
Zum zweiten: Dr. Martin Luther, Augustinermönch, Reformator, Revoluzzer und Theologieprofessor war Bier-affin. Es sind einschlägige Zitate überliefert, die dies belegen. Zum Beispiel aus den Tischgesprächen: „Mir hilft ein tüchtiger Trunk“. Oder auch: „Besser in der Bierstube sitzen und an die Kirche denken, als in der Kirche sitzen und an die Bierstube denken.“
Anders als die Reformatoren Zwingli und Calvin war Luther weder Asket noch Blaukreuzler. Im Gegenteil. Von Luther heißt es: „Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit Feiern und Ruhen.“ Müssen wir nun daraus schließen, dass Dr. Martin Luther ein Säufer war, wie ihm zu Lebzeiten von Kritikern vorgeworfen wurde? Müssen wir befürchten, die Übersetzung der Heiligen Schrift sei unter Alkoholeinfluss zustande gekommen? Spiritus vini etwa, statt Spiritus Sanctus? Bischof Dröge wies darauf hin, dass Luther die Trunksucht gescholten hat. Er war also weder Kostverächter noch Säufer. Luther sei, so Bischof Dr. Dröge, vermutlich der „evangelische Biertrinkertyp“ gewesen, „mit vernünftigem, gerade noch akzeptablem, bejahenden Bierkonsum“. „Denn“ – hier zitierte Dr. Dröge Immanuel Kant: „Geistliche betrinken sich gewöhnlich nicht, wenigstens vermeiden sie sorgfältig allen Schein davon.“
Sicher sollte man auch berücksichtigen, dass Bier – nicht das Einbecker Bier, aber das weithin übliche Dünnbier oder „Kofent“ mit nur geringem Alkoholgehalt – damals ein alltägliches Lebensmittel war. „Gott selbst hat dem Menschen im Getreide die beiden Grundformen der Nahrung gegeben, Brot und Bier“ und „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“ – Lutherzitate, die diese Alltäglichkeit belegen. Auf jeden Fall muss man Luther eine entspannte Haltung attestieren, zum Bier und zur Weltgeschichte.
Eine Gelassenheit und ein Gottvertrauen, die aus den Worten sprechen, die am Schluss dieses Artikels stehen sollen: „Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz allein.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht: warum war da grade kein Einbecker zur Hand?
Fotos: (c) CHLietzmann