Cornelia Rundt und Olaf Lies auf dem Weg zum vernetzten digitalen Gesundheitswesen
TELEMED-Fachtagung zum E-Health

- Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt in der Podiumsdiskussion
- Sebastian C. Semler bei seinem Statement
- Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies im Gespräch mit Gästen der Veranstaltung
- Das Podium ist besetzt
- Ute Hönemann vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
- Clemens Auer berichtet aus Österreich
- Olaf Lies beantwortet Fragen
- Alexander Böhmcker hat Anmerkungen
- Cornelia Rundt im Austausch vor Beginn der TELEMED
Das Thema „E-Health-Rahmenbedingungen im europäischen Vergleich: Strategien, Gesetzgebung, Umsetzung“ stand auf dem 21. Nationalen Forum für Gesundheitstelematik und Telemedizin in Niedersachsens Landesvertretung im Mittelpunkt. Die TELEMED fand in diesem Jahr, in dem das E-Health-Gesetz in Kraft tritt, unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Gesundheit Hermann Gröhe statt. Das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz) enthält einen Fahrplan für die Einführung einer digitalen Infrastruktur mit höchsten Sicherheitsstandards und die Einführung nutzbringender Anwendungen auf der elektronischen Gesundheitskarte. Bis Mitte 2018 sollen Arztpraxen und Krankenhäuser flächendeckend an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sein.
Die zweitägige Veranstaltung begann mit einem Blick auf gemeinsame Ziele und die Umsetzung von E-Health in den Mitgliedstaaten. Bei der Auftaktdiskussion der Veranstaltung führte die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Cornelia Rundt mit einem Impulsreferat ins Thema ein: An Beispielen erläuterte sie Niedersachsens Weg zum vernetzten digitalen Gesundheitswesen (E-Health). Eines dieser Beispiele war das Modellprojekt IVENA. Hierbei handele es sich um ein neues, internetbasiertes System, das Behandlungs- und Bettenkapazitäten der regionalen Krankenhäuser anzeige. Ziel sei es, so die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und den weiterversorgenden Kliniken weiter zu verbessern und damit Zeitverzögerungen während der Behandlung von Notfallpatienten zu minimieren. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens biete Möglichkeiten und Chancen, so Rundt, gerade auch in einem Flächenland wie Niedersachsen und hier insbesondere auch unter dem Aspekt des Fachkräftemangels im ländlichen Raum. Ministerin Cornelia Rundt weiter: „Eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen weiter gewährleisten zu können, ist oberstes Gebot. Beispielsweise können durch die Überwachung von Vitaldaten zum Erkrankten ein schneller Kontakt hergestellt werden und genaue, aktuelle Informationen zum Krankheitsbild gewonnen werden. Durch eine Vernetzung aller Akteure auf diesem Gebiet kann die Hilfe gegeben werden, die aktuell gebraucht wird. Dadurch können unnötige Behandlungen vermieden und somit alle Beteiligte im Gesundheitssystem entlastet werden. Damit verbunden ist aber eine große Verantwortung: Denn zum einen wird mit höchstpersönlichen Daten der Patientinnen und Patienten umgegangen, die unbedingt geschützt werden müssen. Zum anderen darf der soziale Aspekt dabei nicht vergessen werden: Gesundheit ist kein eindimensionales Produkt, das sich auf Algorithmen, elektronische Entscheidungsprozesse und das Verschreiben des richtigen Medikaments reduzieren lässt.“
Die Forderung nach gemeinsamen europaweiten Standards wurde während der anschließenden Podiumsdiskussion u. a. von Paul Schmücker (Hochschule Mannheim) zur Sprache gebracht. Norbert Paland (Bundesministerium für Gesundheit) machte darauf aufmerksam, dass es mit der „Gematik“ eine zentrale Stelle mit Berichtspflicht an den Deutschen Bundestag gebe, die zumindest für Deutschland Standards setze. Der Generaldirektor des österreichischen Gesundheitsministeriums Clemens Auer mahnte, dass im vernetzten digitalen Gesundheitswesen klare rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich seien.
Wie E-Health, Gesundheit und Recht bei den Nachbarn in Europa laufen, erläuterten im Anschluss Teilnehmer aus Spanien, Finnland, Österreich und der Schweiz. Einen weiteren Themenblock bildete E-Health in der Routineversorgung: Best Practice in Deutschland und Europa. Die Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit E-Health und Interoperabilität als Impulsgeber für die Gesundheitswirtschaft.
Das Grußwort zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages sprach Wirtschaftsminister Olaf Lies. Wie auch seine Kabinettskollegin Rundt betonte er die notwendige langfristige Sicherheit einer hochwertigen Gesundheitsversorgung im Flächenland Niedersachsen. „Neben dem Versorgungsaspekt sehe ich als Wirtschaftsminister aber auch das enorme wirtschaftliche Potenzial der Gesundheitswirtschaft. Mit mehr als einer halben Million Erwerbstätigen zählt die Gesundheitswirtschaft zu den wichtigsten Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktoren in Niedersachsen. Im „Autoland Niedersachsen“ liegt der Anteil der Erwerbstätigen damit deutlich vor der Automobilfertigung“, sagte Lies. „Daher haben wir uns bereits vor einigen Jahren entschlossen, die Initiative eHealth.Niedersachsen zu gründen. Zu dem Netzwerk gehören über 70 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Versorgung. Wir schaffen damit Verbindungen zwischen Bereichen, die typischerweise nicht miteinander kommunizieren. Wir fördern innovative Entwicklungen im E-Health-Bereich auch durch Erfahrungsaustausch über Branchen hinaus in „cross-innovation“-Veranstaltungen. Lassen Sie mich beispielhaft unsere Veranstaltung „Serious Games und Gesundheit“ nennen. Wir bringen Kreativwirtschaft und Gesundheitswirtschaft zusammen. Ohne spielerischen Ansatz wären vielfältige Krankheitsbilder -wie Diabetes oder AHDS- insbesondere für Kinder und Jugendliche oft gar nicht greifbar.“
Besonders bedankte sich Lies bei den Experten für ihre Unterstützung im E-Health-Beirat. Der Beirat hatte im letzten Jahr ein Thesenpapier mit Empfehlungen zu Standardisierung und Interoperabilität vorgelegt. „Standards und interoperable Techniken sind eine Grundvoraussetzung für den Datenaustausch zwischen Arztpraxis, Krankenhaus und Pflegeeinrichtungen“, so Lies. „Gesundheitsschutz und Datenschutz müssen sich miteinander verbinden lassen. Das Thesenpapier des Beirats hat Eingang gefunden in den Niedersächsischen Masterplan „Soziale Gesundheitswirtschaft“. Als Stichworte nenne ich hier: die Berücksichtigung der Prinzipien guter Arbeit und die Sicherstellung einer hochwertigen, flächendeckenden, bezahlbaren Gesundheitsversorgung.“
Minister Lies abschließend: „Es liegt an uns, mit wieviel Dynamik wir das Thema E-Health voranbringen. Wir haben in Niedersachsen eine Vielzahl von hochkarätigen Projekten auf den Weg gebracht. Aber E-Health muss ein Gesamtprojekt in Deutschland werden“.
Der zweite Tag der Veranstaltung war den Entwicklungen zur Standardisierung und Interoperabilität, Perspektiven zur E-Medikation in Deutschland und Europa sowie der Patientensouveränität und dem Selbstmanagement durch E-Health gewidmet. Zum Abschluss verliehen Dr. Christoph Seidel, TELEMED GbR, und Dr. Stephan H. Schug, Vorsitzender TELEMED-Programmkomitee, den TELEMED-Award.