Künstlergespräch mit Samuel Henne und Ausstellung „Fragmente“
Abschied als Vertretungserzähler Das erste Foto der Landesvertretung, das Samuel Henne machte…

Abschied als Vertretungserzähler
- Michael Biedowicz im Gespräch mit dem Künstler Samuel Henne (mit Mikrophon)
- „Fragmente“ der Landesvertretung sind in der Ausstellung zu sehen
- Niedersachsens Bevollmächtigter Michael Rüter begrüßt die Gäste des Abends
- Untitled (ode to F.H. #05)
- Samuel Henne beim Aufbau der Ausstellung
- Untitled (encounters #01)
- Begleitinformationen zum Künstlergespräch
- Niedersachsens Bevollmächtigter Michael Rüter, Samuel Henne, Michael Biedowicz und Stefanie Sembill im Gespräch
- Untitled (encounters #04)
Das erste Foto der Landesvertretung, das Samuel Henne machte – der Blick durch den Zaun auf die Barockfiguren im Garten der Landesvertretung – war motivgebend für eine komplett neue Serie. Der 1982 in Göttingen geborene Künstler hatte seit Jahresbeginn eine besondere Rolle inne. Mit der Ausstellung „Samuel Henne // Fragmente“, die dieser Tage eröffnet wurde, wurden die Bilder, die er als „Vertretungserzähler“ im Haus machen konnte, erstmals öffentlich ausgestellt.
Niedersachsens Bevollmächtigter Michael Rüter würdigte jetzt zu Beginn eines Künstlergesprächs, das die Ausstellung begleitete, die Bedeutung der Fotografie für das Land sowie das neu geschaffene Format der Niedersachsen in Berlin. Es sei großartig, das Haus mit anderen Augen zu sehen. Der von Henne gewählte Fokus, das Gebäude zwischen Tag und Nacht sowie in den Morgenstunden zu fotografieren, berge Ansichten, die für viele überraschend seien. Rüter stellte zugleich eine Fortsetzung im Rahmen des kommenden Jahresprogramms „inspektionen“ in Aussicht, das den Fokus auf das Verhältnis von Kunst und Politik lege. Zugleich bedankte er sich bei Henne, der in seiner Zeit als Vertretungserzähler nicht nur von den Niedersachsen gefragt war, sondern seine Werke auch in Bratislava, Ingolstadt, Bremen, Leipzig und Frankfurt am Main ausstellen konnte. Aktuell ist er an der „Herbstausstellung“ in Hannover und der „Photo Beijing 2015“ beteiligt.
Bei dem Künstlergespräch konnten Besucherinnen und Besucher den in Hannover ansässigen Künstler und seine Arbeitsweise noch besser kennenlernen. Das Gespräch führte der Galerist und Bildredakteur (ZEIT-Magazin) Michael Biedowicz, der Eingangs auf das Privileg der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der versammelten Gäste aufmerksam machte: Nur in der Ausstellung können die Vorlage – das Gebäude in den Ministergärten – und die künstlerische Sicht auf dieses verglichen und mit eigenen Bildern ergänzt werden. Im weiteren Gespräch erfuhren die Besucherinnen und Besucher Interessantes über die insgesamt vier neuen Bildzyklen:
Die erwähnte Reihe „encounters“ erfasst die historischen Skulpturen fragmentarisch und zeigt metallisch glänzende Details, die durch farbige Reflektionen der nächtlichen Straßen- und Verkehrsbeleuchtung zeitgenössisch und malerisch anmuten. Für die Reihe von Schwarz-Weiß-Fotografien „All concrete Shapes dissolve in Light“ zitiert Henne eine Textzeile von László Moholy-Nagy zu dessen 16mm-Film „Lichtspiel“ von 1930. Die ausschnitthaften Architekturaufnahmen zeigen besondere bauliche Ein-, Aus- und Durchblicke. Das Spiel von Licht und Schatten ergänzt die von Henne fokussierten architektonischen Details und verdichtet diese zu abstrakten flächigen Bildern. Die Formen lösen sich im Schattenspiel auf oder ergänzen einander. In der Reihe „Ode to F.H.“ findet sich ein weiteres assoziatives und formales Zitat. Angespielt wird auf das Werk von Florence Henri (*1893-1982), welches in Teilen zum Sammlungsbestand des Sprengel Museums Hannover gehörte.
In den stillebenartigen Bildkompositionen Hennes kommt der Apfel als motivisch zentrales Objekt der Bildarrangements zum Tragen. Die Bilder schlagen so eine Brücke vom klassischen Sujet der Malerei über die Avantgarde-Fotografie der 30er Jahre, hin zu jenen Äpfeln aus dem Alten Land, die die Landesvertretung in den Wintermonaten an Gäste und Besucher verteilt und die so zu Versatzstücken der Bildkonstruktionen wurden.
So hat Henne immer wieder Impulse aus der Museums- und Ausstellungslandschaft des Landes nach Berlin gebracht, hat Aspekte des Teilens und der Teilhabe aufgegriffen, die das Jahresprogramm der Landesvertretung 2015 bestimmt haben. Nun gehen Bilder und Künstler zurück nach Hannover. Die Landesvertretung ist gespannt auf News ihres Vertretungserzähler a.D.
Fotos: © Samuel Henne, 2015; Yorck Maecke, Berlin, für die Landesvertretung Niedersachsen; Torsten Heitmann