NaPro: Kombi-Endlager für alle radioaktiven Abfälle?
Die Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe will sich künftig verstärkt mit der…

Die Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe will sich künftig verstärkt mit der Frage auseinandersetzen, ob schwach- und mittelradioaktive Abfälle gemeinsam mit hoch radioaktiven Abfallstoffen in einem Endlager gelagert werden können. Bei der ersten Sitzung nach der Sommerpause wurde allerdings deutlich, dass bis zum regulären Ende der Kommissionsarbeit im Juli 2016 kein Kriterienkatalog für ein solches Kombi-Endlager vorliegen wird. Einen formellen Beschluss fasste die Kommission zunächst nicht.
Hintergrund ist das vom Bundeskabinett auf Grundlage einer EU-Richtlinie beschlossene „Nationale Entsorgungsprogramm“ (NaPro). In diesem ist vorgesehen, dass neben hoch radioaktiven Abfälle aus den Kernkraftwerken und der Wiederaufbereitung auch schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus dem havarierten Atommüllager Asse sowie jene Stoffe, die nicht in dem bereits genehmigten Endlager Konrad gelagert werden dürfen, bei der Endlager-Suche berücksichtigt werden sollen. Im Vorfeld der Kommissionssitzung hatten Wissenschaftler aus Reihen der Endlager-Kommission öffentlich Zweifel an diesem Vorhaben geäußert, da aus technisch-wissenschaftlicher Sicht vor allem Unkenntnis über die Eigenschaften der zu lagernden schwach- und mittelradioaktiven Abfälle problematisch sei. Dies wiederum hatte zu Unmut beim Bundesumweltministerium (BMUB) geführt.
Die Kommission solle in ihrer Arbeit zu Kriterien und Verfahren der Endlager-Suche auch diese Abfallarten „reflektieren“ und darlegen, ob und unter welchen Bedingungen die Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Atommüll in einem Kombi-Endlager möglich ist.
Während der Sitzung kam seitens der Wissenschaftler der Vorschlag, auf der bereits vorhandenen Grundlage weiter an dem Kriterienkatalog für ein Endlager für hoch radioaktiven Abfall zu arbeiten. Das hieße aber nicht, die anderen Abfallarten nicht zu behandeln oder die Diskussion aufzuschieben, bis Erkenntnisse über die Eigenschaften vorliegen. Die Kommission könne vielmehr darstellen, welche Bedingungen die anderen Abfälle erfüllen müssten, um nicht schädlich auf die Lagerung hoch radioaktiver Abfälle zu wirken.
Diesem Vorschlag wurde grundsätzlich zugestimmt. Uneinigkeit zeigte sich in der Frage, ob vor diesem Hintergrund der Zeitplan der Kommission noch einzuhalten ist. Geplant ist aktuell, dass bis April 2016 ein diskussionsfähiger Entwurf des Abschlussberichts vorliegen soll, der dann in die Öffentlichkeit gebracht werden soll. Im Juli 2016 soll der Bericht dann abgeschlossen werden. Eine mögliche Verlängerung lehnte neben anderen Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel ab. Stattdessen müsse man sich überlegen, welche Strukturen die Arbeit der Kommission fortführen. Das NaPro stelle die Kommission nicht nur in Hinblick auf die Abfallarten vor neue Herausforderungen.
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im BMUB, konkretisierte während der Sitzung, dass das NaPro keine „Vorfestlegung“ der Bundesregierung sei. Vielmehr habe die rege Öffentlichkeitsbeteiligung, insbesondere aus der Region Salzgitter, zu einer Priorisierung bei der Frage der URENCO- und der Asseabfälle geführt und damit zu einer Abkehr von der Gleichberechtigung der Optionen „Konrad“ und „Kombi-Endlager“.
Foto: Anders als in Deutschland verzichtet man in Schweden auf das Konzept einer nach Strahlungsintensität unterschiedlichen Entsorgung des Atommülls. Im Tunnel von Äspö wird untersucht, wie sich der Atommüll in Granit und Gneis einlagern lässt.