Mit „Caroline“ und „Leonie“ autonom über den Stadtring
Forum für Zukunftsenergien nähert sich Smart City Beim vierten Fortschrittskongress stellte das…

Forum für Zukunftsenergien nähert sich Smart City
- Dr. Werner Brinker spricht zu „Smarte Angebote für Smart Cities“
- Staatssekretär Michael Rüter begrüßt die Gäste der Veranstaltung
- Staatssekretär Dr. Georg Schütte aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Dr. Klaus Ströbel, Osram GmbH
- In der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Karl Eugen Huthmacher (BMBF), MdB Peter Meiwald (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Werner Brinker (EWE AG) und MdB Marie Luise Dött (CDU/CSU-Bundestagsfraktion)
- Peter Meiwald (Bündnis 90/Die Grünen) erläutert seine Einschätzung
Beim vierten Fortschrittskongress stellte das Forum für Zukunftsenergien Mitte April in der niedersächsischen Landesvertretung Innovationen in den Mittelpunkt, die zur Entwicklung zukünftiger smarter Stadtmodelle beitragen können. Die Präsentation von Beispielen zu den Themen „Stadtlicht“, „Datenmanagement“, „Verkehr“ und „Kreuzfahrtschiffe als Prototypen für Smart Cities“ bildeten den Ausgangspunkt für eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Politik.
„Smart City“ ist ein Begriff, der seit den 2000er Jahren von unterschiedlichen Akteuren in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Stadtplanung verwendet wird, um technologiebasierte Veränderungen und Innovationen in urbanen Räumen zusammenzufassen. Die Idee der Smart City geht mit der Nutzbarmachung digitaler Technologien einher und stellt zugleich eine Reaktion auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen dar, mit denen postindustrielle Gesellschaften um die Jahrtausendwende konfrontiert sind. Im Fokus stehen hierbei der Umgang mit Umweltverschmutzung, dem demographischen Wandel, Bevölkerungswachstum, Finanzkrise oder Ressourcenknappheit. Breiter gefasst, schließt der Begriff auch nicht-technische Innovationen mit ein, die zum besseren und nachhaltigeren Leben in der Stadt beitragen. Dazu gehören beispielsweise Konzepte des Teilens (Link Sharing oder besser Teilhabe) oder zur Bürgerbeteiligung bei Großbauprojekten.
Verschiedene Charakteristika wurden zum Zweck des Vergleichs von Städten im Bereich „Smartness“ definiert: Smart Economy (Wirtschaft), Smart People (Bevölkerung), Smart Governance (Verwaltung), Smart Mobility (Mobilität), Smart Environment (Umwelt) und Smart Living (Leben).
Die hochentwickelte Smart City kann ein Internet of Things and Services (Internet der Dinge) sein: Die gesamte städtische Umgebung ist dabei mit Sensoren versehen, die sämtliche erfassten Daten in der Cloud verfügbar machen. So entsteht eine permanente Interaktion zwischen Stadtbewohnern und der sie umgebenden Technologie. Die Stadtbewohner werden so Teil der technischen Infrastruktur einer Stadt.
Das Stichwort Verkehr bzw. Mobilität griff Niedersachsens Bevollmächtigter Staatssekretär Michael Rüter bei seiner Begrüßung auf und verwies zum einen auf die Forschungsvorhaben niedersächsischer Institutionen zu diesem Thema und zum anderen auf die aktuellen Bundesratsinitiativen zum autonomen Fahren und zur Förderung der Elektromobilität, die die Länderkammer –unter anderem auch auf Initiative Niedersachsens- zu behandeln hat. „Niedersachsen ist ein Mobilitätsland mit bedeutenden Produktions- und Entwicklungskapazitäten im Telematikbereich. Vielfältige Entwicklungsaktivitäten sind bereits angelaufen“, so Rüter in seinen Worten. Beispielhaft verwies er auf „Caroline“ und „Leonie“. Bei diesen beiden handelt es sich um zwei Autos, die, von TU Braunschweig, Niedersächsischem Fahrzeugzentrum und DLR gemeinsam entwickelt, seit 2010 autonom im Stadtring von Braunschweig unterwegs sind.
Einleitend beschrieb der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Dr. Georg Schütte, die Herausforderungen, die mit der voranschreitenden Urbanisierung einhergehen: Anpassung der Städte an den Klimawandel, die Sicherung nachhaltiger Mobilität, Prozesse zur Energiegewinnung und -versorgung, die Bewältigung des demografischen Wandels und die aktive Partizipation der Bürger an diesen Themen. Das Konzept „Smart Cities“ könnte einen Lösungsansatz darstellen. Schütte benannte jedoch auch dessen kritische Punkte, wie mangelnde Nachfrage bzw. fehlender Bürgerfokus, Fragen der Datensicherheit oder die Darstellung von Fertiglösungen, die nicht auf die individuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse gewachsener Städte eingingen. Das Bundesforschungsministerium unterstütze Entwicklungen in diesen Bereichen unter dem Stichwort „Zukunftsstadt“. Im Rahmen der Forschung werde z.B. im Projekt „Mobility2Grid“ die Vernetzung von intelligenten Stromnetzen mit Elektrofahrzeugen untersucht.
Moderne Kreuzfahrtschiffe sind bereits heute in Teilen Prototypen von „Smart Cities“. Gerhardt Untiedt (Meyer Werft GmbH & Co. KG) und Thomas Völkel (ABB Automation GmbH) stellten das Power- bzw. Energiemanagementsystem solcher Schiffe vor und verglichen dieses mit den Rahmenbedingungen an Land. Eine Entwicklung hin zu dezentralen Systemen sei erkennbar, Unterschiede gäbe es in der Vernetzung und der Kombination von Energieformen und vor allem in der der Zahl der Leitebenen.
Ein Beispiel für die Weiterentwicklung städtischer Infrastrukturen durch Digitalisierung zeigte Dr. Klaus Streubel (Osram GmbH) mit einer Beschreibung des „Lichts in der Stadt von morgen“ auf. In einem „Smart City Lighting“-Konzept könnten Lichtpunkte zukünftig Infrastrukturknotenpunkte darstellen, die Informationen für Verkehrsmanagementsysteme erfassen oder als Energieladestationen für Elektroautos dienen.
Thomas Langkabel (Microsoft Deutschland GmbH) schlug in seinem Vortrag die Brücke vom „Internet der Dinge“ bzw. „Industrie 4.0“ zum intelligenten Erschließen und Management von öffentlichen Infrastrukturen. „Big Data“ und das „Internet der Dinge“ könne den Städten helfen, innovative Angebote für Bürger, Mitarbeiter und die städtischen Verantwortlichen zu entwickeln und die Aufgaben der Daseinsvorsorge zu erfüllen.
Den wichtigen Aspekt des Verkehrs in der Stadt von morgen erläuterte Burkhard Reuss (TOTAL Deutschland GmbH) vor dem Hintergrund der weltweit wachsenden Energienachfrage, so dass Verbräuche reduziert und neue Energieformen gefunden werden müssen.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Marie Luise Dött (CDU/CSU) und Peter Meiwald (Bündnis 90 / Die Grünen), beide umweltpolitische Sprecher ihrer Fraktion, sowie Dr. Karl Eugen Huthmacher (BMBF) unter der Moderation von Dr. Werner Brinker (Vorstandsvorsitzender der EWE AG und des Forums für Zukunftsenergien) wurden die unterschiedlichen Auffassungen darüber deutlich, inwieweit die Politik in die Entwicklung und auch die Anwendung von Produkten Einfluss nehmen sollte.
Das Forum für Zukunftsenergien ist die einzige politisch unabhängige und branchenneutrale Institution der Energiewirtschaft und Energiepolitik im vorparlamentarischen Raum in Deutschland. Es ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein und dient als Plattform für die Information und Kommunikation über die Gestaltung einer nachhaltigen Energiewirtschaft im interdisziplinären, branchen- und interessenübergreifenden Diskurs. Nationale und internationale Entwicklungen werden gleichermaßen berücksichtigt. Das Forum für Zukunftsenergien setzt sich für erneuerbare und nicht-erneuerbare Energien sowie rationelle und sparsame Energieverwendung ein, um eine sichere, preisgünstige, ressourcen- und umweltschonende Energieversorgung zu fördern.