Samuel Henne – Fragmente #03
Seit Jahresbeginn 2015 wirft der Künstler Samuel Henne an dieser Stelle als…

Seit Jahresbeginn 2015 wirft der Künstler Samuel Henne an dieser Stelle als „Vertretungserzähler“ der Landesvertretung einen freien und assoziativen Blick auf das Gebäude und die Arbeit der Niedersachsen in Berlin. Unter der Rubrik „Fragmente“ ist im Newsletter je eine Aufnahme des Künstlers zu sehen. Begleitet wird diese jeweils von einem freien Text der Kunsthistorikerin Ellen Martin.
Der Arbeitsweise des Künstlers folgend sind die Bildsujets teils vor Ort inszenierte oder arrangierte Bildkompositionen sowie im direkten Kontext der Landesvertretung vorgefundene Motive. Über die Laufzeit des Projektes entsteht so ein freier, fragmentarischer Bildessay aus Einzelbildern des Künstlers.
In seinem dritten Motiv für die Newsletter-Rubrik „Fragmente“ greift Samuel Henne jene Äpfel aus dem Alten Land auf, die in den Wintermonaten im Eingang der Landesvertretung für die Besucherinnen und Besucher ausliegen. Eine ganz direkte Form der Teilhabe und des Teilens im Haus der Niedersachsen in Berlin. Das vorgefundene, zunächst rein nützliche Arrangement der Äpfel im Korb, wird bei Henne zu einem konstruierten Stillleben. Die Äpfel werden, wie schon bei vorherigen Werkgruppen des Künstlers, zum Material einer fotografischen Inszenierung.
Zugleich schlägt Henne mit der Aufnahme einen geografischen Bogen von der Landesvertretung in Berlin nach Hannover. In der dortigen fotografischen Sammlung des Sprengel Museums befinden sich zahlreiche Arbeiten von Florence Henri (*1893-1982) auf die sich der Künstler formal bezieht. Das neue „Fragment“ von Samuel Henne ist somit auch ein Zitat jener frühen inszenierten Stillleben der künstlerischen Fotografie.

„untitled (structure 04)“, Fine Art Print on Photo Rag Paper, 35 x 25 cm, 2015
Edition of 3 + 2 AP. Courtesy der Künstler & Galerie Jette Rudolph, Berlin
Fragmente #03 –
Ellen Martin zu „untitled (structure 04)“
Seit dem 12. Jahrhundert bis heute werden Äpfel im Alten Land angebaut und daher erscheint die Obstsorte auch in der Landesvertretung in Berlin disponibel, wo jeder Besucher während der Herbst- und Wintermonate traditionell mit einer Frucht bedacht wird. Dieser grundlegend handfeste Bezug zum Apfel verbindet sich in Samuel Hennes Arbeit „untitled (structure 04)“ mit dem Bildhaften. Das Bild ruft im Kontext des Stillleben-Genres die unterschiedlichen kunsthistorischen Deutungsansätze wach, während es mit dem konstruierten Bildaufbau ganz konkret auf die künstlerische Inszenierungspraxis der Studiofotografie verweist.
Eingebettet in ein Bezugssystem zum Apfel als Motiv im Genre des Stilllebens sowie dessen Symbolik innerhalb der klassischen Kunstgeschichte – zwischen Attribut und Mimesis – einerseits und der augenfälligen Referenz zu den in hohem Maße konstruierten Motiven der Fotokünstlerin Florence Henri (1893 – 1982) andererseits, erlangt die Arbeit gleichzeitig einen autonomen Status. Hennes Werk integriert- unter sorgfältiger Auswahl des Ausschnitts und der innerbildlichen Perspektiven – das Objekt des Apfels durch die Inszenierung organisierter Linien, Spiegelarrangements und das Volumen der Objektinszenierung in das abstrakte Formenvokabular.
Weitere Informationen zum Künstler finden Sie unter:
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„inspektionen // teilhabe_n“.