Olaf Lies: Mit Industrie 4.0 sind viele Chancen verbunden
Wirtschaftsministerium aktiv, um Industrie 4.0 voranzubringen Amazon, Google, Facebook – die wichtigsten…

- Minister Olaf Lies bei seinem Vortrag über Industrie 4.0
- Diskussionsbeiträge auch aus dem Publikum- hier von Bernd Westphal, MdB
- Intensive Gespräche am Rande der Veranstaltung hier mit Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer Niedersachsen Metall
- Staatssekretär Michael Rüter eröffnete die Veranstaltung „Ross trifft Bär“
- Minister Olaf Lies begrüßt per Handschlag
- Jetzt sind Sie dran- Frank Maier von der Firma Lenze
- Auch die Landtagsabgeordnete Dr. Gabriele Andretta meldete sich zu Wort
- Locker beim Vortrag: Franz Maier
- Staatssekretär Michael Rüter moderierte die abschließende Diskussionsrunde
- Ein Schnappschuss vom Minister mit der Handykamera
Wirtschaftsministerium aktiv, um Industrie 4.0 voranzubringen
Amazon, Google, Facebook – die wichtigsten Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf digitale Daten stützen, sitzen in den USA. Hat Deutschland die Zukunft verschlafen und ist abgehängt? „Mitnichten“! – So die entschiedene Position von Frank Maier, Vorstandsmitglied der Lenze SE. Rund 100 Gäste hatten sich Anfang März in der niedersächsischen Landesvertretung versammelt, um mit Frank Maier und dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies über „Industrie 4.0“ zu reden. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ross trifft Bär“ hatte die Landesvertretung dieses aktuelle Thema aufgegriffen.
Deutschlands Stärke, so Frank Maier, liegt schon heute in der Fabrikautomatisierung. Deutschlands Zukunft deshalb auch in der Informatisierung der Fertigungstechnik, in der intelligenten Fabrik, der Smart Factory. Ziel ist, die Fertigungstechnik für das individualisierte Produkt, also die „Losgröße 1“ zu entwickeln, das nicht mehr kosten darf, als ein in Masse gefertigtes Produkt. Diese Vorgabe wird nicht nur die Fertigung verändern, sondern auch die Berufsbilder, die Unternehmensstrukturen, Geschäftsabläufe und Formen der Zusammenarbeit. Vier Schlüssel sah Maier, wie die Politik diese Entwicklung unterstützen kann:
- Bildung, vor allem in den sog. „MINT“-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ist der Schlüssel, darf aber nicht allein stehen, sondern muss ergänzt werden durch soziale Kompetenz und die Freiheit fürs Denken. Der Druck auf Geringqualifizierte wird in Zukunft drastisch steigen, das Bildungsniveau muss angehoben werden. Schulabbrecher kann sich die Gesellschaft nicht mehr leisten.
- Vernetzung der Wissensträger: Deutschland bildet pro Jahr 60 000 Ingenieure aus, China und Indien zusammen 900 000. Mithalten können wir nur, wenn wir unsere Leute effizienter einsetzen, besser vernetzen, über Plattformen, in Clustern.
- Big Data, die Datenflut, braucht Daten-Highways und Datensicherheit. Darüber hinaus ist eine „Start-up-Mentalität“ nötig, die auf Big Data basierende Geschäftsmodelle entwickelt und Unternehmen gründet. Und ein solider internationaler Rahmen zum Umgang mit Daten und Venture Capital.
- Die deutsche Technikverdrossenheit muss überwunden werden! Ingenieursleistungen müssen gesellschaftlich besser anerkannt, Frauen für Technikberufe begeistert werden. Weniger als 5% der Ingenieure in Deutschland sind weiblich, obwohl wir eines der modernsten Frauenbilder haben. In Indien, mit einem archaischen Frauenbild, sind 30% der Ingenieure weiblich.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies bestätigte: mit dem Thema „Industrie 4.0“ seien viele Chancen und Hoffnungen verbunden. 40 Milliarden Euro investiert die deutsche Wirtschaft jährlich in Industrie 4.0 Anwendungen. Die Produktion wird damit flexibler, die Losgröße 1 wird möglich, neue Geschäftsmodelle entstehen. Ressourcen können gespart, Beschäftigung gesichert, die Arbeitsorganisation verbessert werden. Dem drohenden Fachkräftemangel kann begegnet, die Erwerbsbeteiligung verbessert werden. Niedersachsen habe gute Chancen, an der Spitze der Entwicklung zur Industrie 4.0 zu stehen. Das Wirtschaftsministerium sieht deshalb Industrie 4.0 als wichtigen Treiber, um Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Arbeitsplätze in Niedersachsen zu sichern.
Lies verwies darauf, was das Wirtschaftsministerium unternehme, um Industrie 4.0 voran zu bringen: Im Wirtschaftsministerium wurde eine Projektgruppe „Aktive Industriepolitik für Niedersachsen“, mit einem Schwerpunkt Industrie 4.0 eingerichtet. Diese soll Potenziale und Kompetenzen sichtbar machen, KMU unterstützen, den Zugang zu Fördermitteln erleichtern, den Wissens- und Technologietransfer unterstützen und die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen. Eine erste Fachtagung wurde in 2014 organisiert, um das Thema den Unternehmen nahe zu bringen.
Ein zweiter Projektwettbewerb Industrie 4.0 wurde ausgeschrieben. Acht Beiträge sind eingegangen, drei wurden ausgewählt, sich zu bewerben. Es geht um die intelligente Vernetzung von Fertigungssystemen, die Sicherung gegen Ausfälle und unbeabsichtigte Eingriffe, den Schutz der Belegschaft und die Sicherung guter Arbeit.
Um Industrie 4.0 anschaulich zu machen, könnte nach den Überlegungen des Ministeriums eine Modell- und Lernfabrik sinnvoll sein.
Voraussetzung für die Industrie 4.0 ist – und dies wurde in den Beiträgen des Abends sehr deutlich- eine geeignete Breitbandinfrastruktur. 60 Mio. Euro stehen hierfür aus dem Europäischen Strukturfonds zur Verfügung, zusätzliche Mittel aus den Vergabeerlösen der Digitalen Dividende II. Mit der Förderung des Breitbandausbaus soll in der zweiten Jahreshälfte begonnen werden.
Beim Innovationszentrum Niedersachsen wird eine Geschäftsstelle für ein niedersächsisches Netzwerk Industrie 4.0 eingerichtet. Diese soll Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung landesweit und mit Aktivitäten auf Bundesebene vernetzen.
Fotos: Yorck Maecke