Automobildialog fragt: Wem gehört die Straße?
Neuverteilung von Flächen, Vorfahrt und Finanzen Zum 4. Berliner Automobildialog lud der…

- Die Akteure des Automobil-Dialogs: Prof. Dr. Wolfgang Schubert (DEKRA), Marc A. Fleischhauer (ADAC Touring GmbH), Ralph M. Meunzel („Autohaus“ Chefredakteur), Jürgen Karpinski (Präsident ZDK), Dr. Peter F. Tropschuh (Audi AG), Dr. Christoph Konrad, ZDK- Hauptstadtbüro)
- Dr. Christoph Konrad und Marc A. Fleischhauer im Gespräch mit Dienststellenleiter Michael Pelke
- Niedersachsens Dienststellenleiter Michael Pelke begrüßt die Gäste im Haus der Landesvertretung
- Marc A. Fleischhauer im Gespräch mit Dienststellenleiter Michael Pelke
- ZDK-Präsident Jürgen Karpinski fragt: wem gehört die Straße?
- Dr. Christoph Konrad vom ZDK-Hauptstadtbüro
- Dr. Peter F. Tropschuh vertritt die Audi AG
- Aufmerksame Zuhörer im Publikum
- Dr. Peter Tropschuh
- Im Kommen: vernetzte Fahrzeuge
Zum 4. Berliner Automobildialog lud der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe e.V. erneut in die Landesvertretung Niedersachsen ein. „Wem gehört die Straße?“ – Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung, die sich mit dem im Umbruch befindenden Verkehr zwischen und in den Metropolen befasste. Autos, Fußgänger, Radfahrer, Busse und Bahnen beanspruchen Verkehrsraum. Letztlich geht es auch mit Blick auf Elektromobilität, Fernbusse, Carsharing und Digitalisierung um eine Neuverteilung von Flächen, Vorfahrt und Finanzen.
„Die Straße gehört den Baustellen und Schlaglöchern“. Mit dieser provokanten These eröffnete ZDK-Präsident Jürgen Karpinski den Dialog. Knapp 39 Prozent der Fahrbahnoberflächen der Bundesstraßen und fast 50 Prozent der Brücken hätten laut Bundesanstalt für Straßenwesen den kritischen Warnwert überschritten. Der Renovierungsbedarf sei hoch. Die Straßen als Lebensadern einer modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft müssten daher dringend wieder in einen leistungsfähigen Zustand versetzt werden. Hinzu komme der Kampf um die Verkehrsflächen vor allem in den Ballungsgebieten. Hier seien intelligente neue Konzepte notwendig, wobei dem Kraftfahrzeug als mit Abstand wichtigstem Verkehrsträger entsprechender Raum zu belassen sei, so Karpinski.
Den anschließenden Fachdialog über mögliche Lösungen im Kampf um Flächen, Vorfahrt und Finanzen auf deutschen Straßen moderierte Dr. Christoph Konrad, Leiter des ZDK-Hauptstadtbüros.
Durch die Vernetzung der Fahrzeuge untereinander, aber auch mit der Verkehrsinfrastruktur könne man zukünftig den Problemen in städtischen Verkehrsräumen begegnen, betonte Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility der Audi AG. Das sei schon deshalb notwendig, weil inzwischen 56 Prozent der Weltbevölkerung in Städten lebten, im Jahr 2030 sollen es zwei Drittel sein. Die Politik müsse die Voraussetzungen dafür schaffen, automatisiertes Fahren im realen Verkehrsraum erproben zu können. Dem stehe etwa das Wiener Abkommen noch entgegen.
Laut Marc A. Fleischhauer, Geschäftsführer der ADAC Touring GmbH, gehöre die Straße den Pkw, Lkw und Bussen, aber in sinnvoller Vernetzung. Bei wachsenden Kundenzahlen im Fernbusmarkt von erwarteten 15 Millionen Passagieren in diesem Jahr müsse eine Infrastruktur geschaffen werden, mit der die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr im Vordergrund stehe. Deswegen würden Fernbusbahnhöfe inzwischen an Flughäfen realisiert.
Die Straße werde zunehmend den älteren Verkehrsteilnehmern gehören, sagte Dekra-Verkehrspsychologe Prof. Dr. Wolfgang Schubert. Dabei gerate die Fitness der immer älter werdenden Verkehrsteilnehmer stärker ins Blickfeld. So werden im Jahr 2030 fast 29 Prozent der Bevölkerung in Deutschland über 65 Jahre alt sein. Seine Idee: Begleitetes Fahren mit 71 und regelmäßiger Gesundheitscheck im Alter.
Den Car-Sharing-Markt als Teil der individuellen Mobilität sieht Ralph M. Meunzel, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Autohaus“, auch zukünftig eher als Randbereich. Dies sei auch die überwiegende Meinung im Autohandel. Laut einer aktuellen „Autohaus“-Umfrage betrachteten lediglich gut ein Drittel der befragten Automobilhändler das Car-Sharing als mögliches Geschäftsfeld. 50 Prozent würden dies verneinen.
Fotos: Zentralverband Deutsches Kfz- Gewerbe und Landesvertretung Niedersachsen