Zu Gast in der Landesvertretung: Tom Koenigs
Afghanistan war mit Sicherheit Tom Koenigs schwierigste Aufgabe. Zwei Jahre leitete der…

Afghanistan war mit Sicherheit Tom Koenigs schwierigste Aufgabe. Zwei Jahre leitete der Grünen-Politiker die dortige UN-Unterstützungsmission (UNAMA). Bei seinem Amtsantritt 2006 ging man noch davon aus, dass der Krieg zu Ende sei. Aber die Sicherheitslage wurde mit der Zeit immer instabiler: Bombenanschläge, Selbstmordattentate und ein bewaffneter Aufstand im Süden brachten den zivilen Aufbau nahezu zum Erliegen. Koenigs und sein Team nahmen die Herausforderung an. Als 2007 sein Vertrag endete, konnte der UN-Sondergesandte trotzdem eine positive Bilanz ziehen und das, obwohl Koenigs kein ausgebildeter Diplomat ist. Aber vielleicht hat ihm auch gerade das geholfen.

Tom Koenigs
Verhandlungsgeschick und die Sicherheit auf dem internationalen Parkett hatte er sich in den Jahren zuvor in unterschiedlichsten Zusammenhängen erarbeitet. Es ist ein ungewöhnlicher Lebenslauf, der ihn seinem großen Thema, dem Schutz der Menschenrechte, sukzessive näher brachte.
Aus einer Kölner Bankiersfamilie stammend, machte der junge Mann nach seinem Abitur zunächst eine Banklehre und ging anschließend zum Studium nach Berlin. Die Fächerwahl Betriebswirtschaftslehre ließ ebenfalls wenig politische Ambitionen vermuten. Kaum in Berlin angekommen, schloss sich Tom Koenigs der dortigen Studentenbewegung an. Er lebte in Wohngemeinschaften und nahm an Hausbesetzungen und Straßenkämpfen teil. Ein bis heute beachtetes Ausrufezeichen setzte er 1973. Sein gesamtes Erbe, nach eigener Aussage „irgendwas zwischen 500.000 und fünf Millionen Mark“, spendete der Student den Vietcong und chilenischen Widerstandskämpfern.
Seit Anfang der 1980er Jahre ist Koenigs bei den Grünen aktiv. Aus dem einstigen Revolutionär wurde der Büroleiter des ersten Grünen Ministers, denn Joschka Fischer hatte ihn ins hessische Umweltministerium geholt. Anschließend folgte der Wechsel auf die kommunale Ebene. In Frankfurt am Main war Tom Koenigs zehn Jahre lang Dezernent für Umwelt, Energie und Brandschutz. Von 1993 bis 1997 bekleidete er als erster Grüner zusätzlich den Posten des Stadtkämmerers einer deutschen Großstadt und war verantwortlich für einen Milliardenetat.
1999 kam dann wieder ein Wechsel, aber diesmal auf die internationale Bühne. Als UN-Sondergesandter war Koenigs im Kosovo und in Guatemala tätig, wo er sich u.a. um die Aufarbeitung der im Bürgerkrieg begangenen Menschenrechtsverletzungen kümmerte. Bevor er nach Afghanistan ging, war er noch für ein Jahr Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Über alle diese Stationen hatte sich das politische Thema verfestigt, für welches er noch heute steht.
Kein Wunder, dass er nach seiner Zeit in Afghanistan nicht daran dachte, sich zur Ruhe zu setzen. Für die Grünen kandidierte er im Wahlkreis Gießen und wurde 2009 erstmalig in den Bundestag gewählt. Für eine Legislaturperiode hatte er den Vorsitz im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe inne. Erst vor ein paar Wochen feierte der Sprecher für Menschenrechtspolitik der grünen Bundestagsfraktion seinen 70. Geburtstag. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb einmal, dass Koenigs noch heute das Image des 68ers pflege und sich „beharrlich gegen alle Insignien des Etabliertseins“ sträube.
Tom Koenigs war jetzt in der Landesvertretung zu Gast, als Michael Daxner das von ihm herausgegebene Buch „Deutschland in Afghanistan“ präsentierte. Tom Koenigs hatte hierzu die Polemik „Das eigene Bild von der Lage vor Ort: oder ein Abgeordneter ist kein Impala-Bock“ beigesteuert.