Fortschritte im Kongo-Konflikt
Informationsabend mit dem UN-Sonderbeauftragten Martin Kobler Der Krieg im Kongo ist in…

Informationsabend mit dem UN-Sonderbeauftragten Martin Kobler
- Aufmerksame Zuhörerin – I.E. Clémentine Shakembo Kamanga – Kongos Botschafterin
- Die Journalistin Dagmar Dehmer bei ihrem Diskussionsbeitrag
- Den Gästen der Veranstaltung war es ein Anliegen, nachzufragen und eigene Ansichten zu formulieren.
- Martin Kobler, Andreas Baumert und Dagmar Dehmer (v.l.n.r.) bei der Podiumsdiskussion
- Die DGNV-Veranstaltung zum Kongo-Konflikt im großen Saal der Landesvertretung Niedersachsen
Der Krieg im Kongo ist in der deutschen Öffentlichkeit ein wenig in Vergessenheit geraten. In den Medien wird über Afghanistan berichtet, über Mali und die Zentralafrikanische Republik und aktuell natürlich vor allem über die Lage in der Ukraine. Dabei ist der Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo alles andere als befriedet und die Opferzahlen sind ungeheuerlich: In den letzten 20 Jahren sind in den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen regionalen Warlords und den Regierungstruppen des Kongo vermutlich zwischen fünf bis sechs Millionen Menschen getötet worden, überwiegend Zivilisten, Frauen, Kinder und Alte. Seit vielen Jahren versuchen auch die Vereinten Nationen, den Konflikt beizulegen. Seit 2010 auch mit militärischen Mitteln. Über den Stand dieser Mission, die unter dem Kürzel MONUSCO (Mission de l´Organisation des Nations unies pour la stabilisation en Republique démocratique du COngo) steht, berichtete kürzlich in einer Informationsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen in der Landesvertretung Niedersachsen der UN-Sonderbeauftragte und MONUSCO-Leiter Martin Kobler.
Der deutsche Berufsdiplomat Kobler leitet die UN-Mission im Kongo seit Juni vorigen Jahres und zog eine eher positive Bilanz. Dank des resoluten militärischen UN-Einsatzes (die Truppen dafür werden von Malawi, Tansania und Südafrika gestellt) sei es der kongolesischen Armee gelungen, die drei größten Guerillabewegungen im Osten des Kongo, nämlich die berüchtigte M 23, die FDLR und die ADT weitgehend zu neutralisieren. Befriedet sei die Provinz Kattanga damit jedoch noch nicht. Immer wieder flackerten Kämpfe auf und von einer Wiederherstellung der staatlichen Strukturen könne noch lange keine Rede sein.
„Das geht nicht von heute auf morgen“, sagte Kobler, der von „verwüsteten Landstrichen“ sprach. Es gebe keine Infrastruktur, keine funktionierenden Verkehrswege und nicht mal genug zu essen für die kongolesischen Polizisten. Gerade in dieser Phase aber benötige die UN-Mission eine stärkere Unterstützung, „auch durch Deutschland“, betonte Kobler. Nach seinen Angaben sind derzeit mehr als 20.000 aus mehr als 100 verschiedenen Nationen als „Peacekeeper“ im Kongo tätig. Das koste die Vereinten Nationen rund 1,4 Milliarden Dollar im Jahr, davon trage Deutschland über seine Beiträge einen Anteil von etwas mehr als sieben Prozent. Ansonsten aber halte sich Deutschland auffällig zurück.
Mit Interesse habe er die Äußerungen der neuen deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zur Kenntnis genommen, die von einem stärkeren deutschen Engagement auch in Afrika gesprochen habe, sagte Kobler. Gemeint seien damit aber nur die afrikanischen Staaten, für die sich Frankreich als Schutzmacht betrachte, nicht aber der Kongo. Dabei sei aber gerade der Osten dieses großen Landes mit seinen reichen Bodenschätzen von riesiger wirtschaftlicher Bedeutung. Neben vielen anderen seltenen Mineralien werde im Osten des Kongo auch das Erz Coltan abgebaut, aus dem dann das Metall Tantal gewonnen wird – und das wiederum wird in Digitalkameras, in Laptops, Flachbildschirmen und besonders in Mobiltelefonen verwendet. „Jeder, der ein Handy hat, trägt damit auch ein Stück Kongo mit sich“, verdeutlichte der UN-Sonderbeauftragte.
Die reichen Bodenschätze weckten natürlich Begehrlichkeiten. Der Abbau der Rohstoffe erfolge in einer Vielzahl von meist illegalen Erz-Minen, die häufig von regionalen militärischen Banden kontrolliert würden. Ein in Deutschland entwickeltes Verfahren, mit dem nachverfolgt werden kann, woher die illegal abgebauten Bodenschätze stammen, könne dabei helfen, dem Land die dringend notwendigen Einnahmen aus dem Abbau zu sichern.
Im Anschluss an den Vortrag von Martin Kobler kam es zur Diskussion, an der sich auch viele der rund 180 Zuhörerinnen und Zuhörer aktiv beteiligten, darunter auch die Botschafterin Ruandas in Deutschland. Die eher positive Bilanz Koblers wurde dabei nicht von allen Rednern geteilt. Die Frage, welche Alternative es zu der UN-Mission denn gebe, konnte jedoch nicht beantwortet werden.