Heinen-Kljajic: Politikbetrieb will klinisch rein werden
Günther der Treckerfahrer bringt es auf den Punkt: Kleinhirn aktivieren und munter…

- Michael Rüter, Bevollmächtigter des Landes, wünscht sich ein kontrolliertes Emotionszeigen
- Ministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajic: Politikbetrieb bald klinisch rein?
- „Emotionen in der Politik“ bewegen auch physisch- rund 300 Gäste folgten der Einladung
- Dr. Ludwig Kronthaler, Generalsekretär der Max-Planck-Gesellschaft, bei seinem Grußwort
- Professorin Dr. Ute Frevert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
- Ralph Bollmann, Redakteur der FAZ Sonntagszeitung, moderierte die Diskussionsrunde
- Günther der Treckerfahrer schmunzelt, er wird das Thema kabarettistisch aufgreifen
- Lebhafte Runde mit Professor Dr. Gary Schaal (Mitte)
- Dietmar Wischmeyer in seiner Paraderolle als Günther der Treckerfahrer
Günther der Treckerfahrer bringt es auf den Punkt: Kleinhirn aktivieren und munter bleiben!
„Die Max-Planck-Gesellschaft schmückt jede Veranstaltung“ würdigte Niedersachsens Wissenschaftsministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajic dieser Tage eine der führenden Forschungsorganisationen Deutschlands in der Landesvertretung, die gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft zu einem Diskussionsabend „Die Rolle der Emotionen in der Politik“ eingeladen hatte.
Die Ministerin griff in ihrem Grußwort auf wie die Max-Planck-Gesellschaft ihre Forschung selbst beschreibt – und wie man es kaum schöner sagen könne: „Sie reicht in das Innerste der Dinge und bis zum Äußersten des Kosmos. Die Menschen in der Max-Planck-Gesellschaft fühlen sich dem wissenschaftlichen Fortschritt verpflichtet- ohne dabei die gesellschaftlichen Herausforderungen außer Acht zu lassen. Sie erforschen die Geheimnisse des Lebens, den Ursprung von Zeit und Raum, aber auch soziale und politische Veränderungen bis hin zu den Lebensbedingungen in der modernen Welt.“
Grundlagenforschung, so Heinen-Kljajic, wie die Max-Planck-Gesellschaft sie leiste, bedeute die Entwicklung von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen. Vor allen Dingen sichere, meist gut bezahlte Arbeitsplätze in innovativen Bereichen. Die Ministerin wörtlich: „Wir werden uns als Land dafür einsetzen, dass die Max-Planck-Gesellschaft zusammen mit den Helmholtz-, Leibniz- und Fraunhofer-Einrichtungen sowie der DFG auch weiterhin von einem konstanten Mittelaufwuchs profitieren wird. Ich will aber auch deutlich machen: Forschung von Universitäten und außerhalb von Universitäten braucht gemeinsame Anstrengungen des Bundes und der Länder.“
Ein Auseinanderfallen der Forschungslandschaft und der Finanzierungsschlüssel möge heute praktisch erscheinen, für die kommenden Jahre halte sie dies aber nicht für zukunftsfähig. „Es wird also zu überlegen sein, inwieweit die Hochschulen in die Bund/ Länder Finanzierung einbezogen werden können“, so Heinen-Kljajic, die in diesem Zusammenhang das verfassungsrechtlich festgelegte Kooperationsverbot als gröbste bildungspolitische Fehlentscheidung bezeichnete.
Mit Blick auf das Thema des Abends bedauerte Niedersachsens Wissenschaftsministerin, die seit 2003 dem Niedersächsischen Landtag angehört, dass der Politikbetrieb immer emotionsloser und damit nach ihrer Einschätzung auch immer leidenschaftsloser geworden sei: „Der Politikbetrieb will klinisch rein werden“, stellte Heinen-Kljajic fest und verwies darauf, dass sich in den vergangenen Jahren diesbezüglich auch in der Geschäftsordnung des Landtages sehr viel getan habe. „Emotion ist Teil von Politik. Es ist schwierig, das richtige Maß zu finden, welche Emotionen und wie viel Emotion man sich gestattet“, so Heinen-Kljajic, die mit diesen Worten in die Richtung zielte, die bereits Michael Rüter, Bevollmächtigter des Landes und Hausherr in der Landesvertretung, in seiner Begrüßung eingeschlagen hatte, als er sich ein kontrolliertes Emotionszeigen in der Politik wünschte.
„Die Rolle der Emotionen in der Politik bewegt- auch physisch“, eröffnete Dr. Ludwig Kronthaler, Generalsekretär der Max-Planck-Gesellschaft, sein Grußwort mit Blick auf rund 300 Gäste, die der Einladung zu einem Mix aus fachwissenschaftlichem Talk und kabarettistischer Nachbetrachtung gefolgt waren. „Die Max-Planck-Gesellschaft möchte sich mit ihrer Forschung künftig noch stärker in den Bundesländern präsentieren, um dort in einen offenen und transparenten Dialog mit Bürgern, Fachöffentlichkeit und Politikern zu treten, so Kronthaler. Bereits im vergangenen Jahr sei man mit einem Max-Planck-Forum in Hannover zu Gast, nun setze man den Kontakt zu Niedersachsen in Berlin fort. Mit fünf Max-Planck-Instituten und einem Teilinstitut sei das Land Niedersachsen ein wichtiger Standort- an den sechs Instituten seien 1.900 Personen beschäftigt.
Kronthaler machte die interessierten Gäste mit den wichtigsten wissenschaftspolitischen Botschaften der Gesellschaft vertraut und stellte fest, dass sich die Gesellschaft sehr wohl des Privilegs bewusst sei, sich gut ausgestattet der Grundlagenforschung widmen zu können. Für die Zukunft stelle die Erreichung des in den EU-Staaten festgelegten Ziels, dass 3 % des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden sollen, eine wichtige Wegmarke dar, perspektivisch müsse aber über dieses Ziel hinaus gedacht und eine weitere Steigerung der Investitionen anvisiert werden.
In einer angeregten Diskussion näherten sich anschließend Professorin Dr. Ute Frevert, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, und Professor Dr. Gary Schaal von der Helmut-Schmidt-Universität, der Rolle der Emotionen in der Politik. Woher kommt es, dass der zurückliegende Bundestagswahlkampf von vielen als langweilig und emotionslos wahrgenommen wurde, obwohl eine Vielzahl der verhandelten Themen wie Mütter-Rente, Pkw- Maut oder doppelte Staatsbürgerschaft hoch emotional besetzt sind oder was ist erforderlich, damit Gefühle in der Politik nicht mehr als Inkompetenz sondern mit Leidenschaft gleichgesetzt werden, fragte Ralph Bollmann die beiden Wissenschaftler. Einigkeit bestand in der Runde, dass es Politik ohne Emotionen nicht gebe und Politik Leidenschaft nicht spielen könne, da es sich dabei um einen inneren Drang handele. Gary Schaal resümierte, dass Politik von Experten gemacht werden sollte, die Menschen hätten Sehnsucht nach unpolitischer Politik.
Dietmar Wischmeyer alias Günther der Treckerfahrer brachte es in einer kabarettistischen Nachbetrachtung mit sprachlichem Witz und satirischer Würze auf den Punkt: mit Politik verhalte es sich so wie mit der Akupunktur. Man müsse die Nadel an der richtigen Stelle in den „wabbeligen Wähler“ stechen. Politiker seien gut beraten, das Kleinhirn der Wählerschaft zu aktivieren und mit Emotionsverstärkern zu arbeiten. Hätte sich Peer Steinbrück beispielsweise häufiger mit einem Teckelwelpen ablichten lassen, wäre er –so die feste Überzeugung des niedersächsischen Satirikers- zweifellos Kanzler geworden.
Bildhaftigkeit sei das Zauberwort und bei den von Günther dem Treckerfahrer genannten Beispielen hatten die Zuhörer, die seine markigen Bemerkungen genossen, auch gleich die passenden Bilder vor Augen: Merkel und Gabriel in dicken Jacken im Eis, Guttenberg mit ausgestreckten Armen auf dem Times-squarre, Schröder in Gummistiefeln auf dem Deich. Mit dem Hinweis, dass es viele Niedersachsen am Hofe Merkels zu politisch einflussreichen Positionen gebracht hätten, verband Günther der Treckerfahrer den Blick in die Zukunft, dass der nächste Kanzler ein Niedersachse sein wird. Hatte er für den Abend den Lanz-Bulldog, mit dem Günther normalerweise seine Termine erreicht, auch im Stall gelassen, verabschiedete er sich in gewohnter Weise mit einem frischen „Munter bleiben“ von seinem begeisterten Publikum.
Fotos: Yorck Maecke, Berlin